Persönliches Fazit

Ob gläubig oder nicht, ich empfehle jeder Soldatin und jedem Soldaten einmal an der Internationalen Soldatenwallfahrt nach Lourdes teilzunehmen. Es ist ein Erlebnis. Jeder findet etwas für sich, sei es Glaube, Feiern oder einfach nur Abwechslung vom Dienstalltag.

Ich habe angekündigt, meine beiden Teilnahmen etwas zu vergleichen:
Sind wir im Jahr 2003 noch mit drei Sonderzügen aus Deutschland angereist, so waren es dieses Mal nur zwei Züge. Ein Grund dafür ist meiner Meinung nach die Aussetzung der Wehrpflicht, stellten die Wehrdienstleistenden damals doch eine sehr große Gruppe.
Dass anstatt Dienstanzug nun Feldanzug getragen wird, finde ich besonders bei schlechtem Wetter sehr zweckmäßig. Vielleicht verliert aber die Wallfahrt dadurch etwas an Feierlichkeit.
Das Tauschen von Ausrüstungsgegenständen habe ich dieses Jahr kaum wahrgenommen.
Die Verpflegung war hervorragend und das Wetter im Vergleich zu 2003 perfekt!

Lourdes ist eine Reise wert, fahren Sie nächstes Jahr mit!

Deutscher Abschlussgottesdienst

Es ist Montagmorgen, 07:30 Uhr. Vielen sieht man an, dass sie vergangene Nacht wenig geschlafen haben. Dennoch ist die Rosenkranzbasilika bis auf wenige Plätze gefüllt, als Bischof Overbeck den deutschen Abschlussgottesdienst feiert. Unter den Konzelebranten sind auch zwei norwegische Militärgeistliche. Vier Soldatinnen lassen ihre Gedanken zur Wallfahrt nach Lourdes in aller Öffentlichkeit Revue passieren. Die Zuhörer wirken nachdenklich. Mit dem Segenswunsch „Geht hin in Frieden“ beendet Bischof Overbeck den Gottesdient und somit die Internationale Soldatenwallfahrt 2014.

Soldatinnen erzählen ihre Gedanken zur Wallfahrt (Foto: KMBA/J. Volpers)

Soldatinnen erzählen ihre Gedanken zur Wallfahrt
(Foto: KMBA/J. Volpers)


Aber noch sind wir nicht zurück in Deutschland. Vormittags haben wir noch etwas Zeit durch die Stadt zu bummeln, Souvenirs zu kaufen und in einem der Cafés etwas zu trinken. Gegen 13:00 Uhr starten die beiden Sonderzüge zurück in Richtung Hamburg und München.

Berggottesdienst auf dem Pic du Jer

Auch am dritten Tag kann man mit einem Pontifikalamt in den Tag zu starten. Um 10:00 Uhr findet eine internationale Messfeier in der Basilika Pius X. statt. Eine kleine Gruppe um Militärdekan Romanus Kohl aus Erfurt und Pastoralreferent Johann Rückerl aus Cham trifft sich aber auf dem Pic du Jer. Ich kenne Militärdekan Kohl aus meinem Einsatz in Afghanistan 2012 und schätze ihn sehr. Wie gewohnt hält er eine eindrucksvolle Predigt mit dem Tenor „Gott liebt Dich, so wie Du bist.“ Er veranschaulicht dies mit einem Stein, den er auf dem Weg aufgehoben hat.

Bei bestem Wetter haben wir auf dem 951m hohen Berg einen gigantischen Blick auf Lourdes, die Höhenzüge der Pyrenäen und in das französische Flachland.

Fußball vs. Lichterprozession

So mancher erlebt am Samstagabend ein Déjà-vu, Borussia Dortmund spielt gegen den FC Bayern München. Vergangenes Jahr war es das Champions-League-Finale, dieses Jahr ist es das DFB-Pokal-Finale. Es stellt sich die Frage, welches emotionale Ereignis will man erleben, die Lichterprozession durch den Heiligen Bezirk oder die Fußball-Liveübertragung? Für viele ist die Frage aber klar, nur findet sich dieses Jahr in Lourdes nicht so leicht eine Möglichkeit, ein rein deutsches Pokal-Finale anzusehen.

Militärbischof Overbeck sieht dieses Jahr wieder im Zeltlager das Spiel, wenn auch aus Termingründen nur die zweite Halbzeit. Zusammen mit Staatssekretär Brauksiepe und dem Stellvertretenden Generalinspekteur der Bundeswehr, Generalleutnant Peter Schelzig, verabschiedet er sich anschließend im Zeltbereich des Deutschen Unterstützungskommandos (UstgKdo) Lourdes von Oberstabsfeldwebel Walter Halder (Leiter IBS) und Stabsfeldwebel Andreas Schenk (Spieß des UstgKdo Lourdes), die demnächst in den wohlverdienten Ruhestand gehen werden.

Totengedenken

Bei einem Empfang in der Internationalen Begegnungsstätte (IBS) im Zeltlager segnet Bischof Overbeck eine Kerze zum Gedenken an die Soldaten, die in vergangenen Jahr im Einsatz ums Leben gekommen sind. Darunter ist auch ein Stabsgefreiter aus dem Bereich der Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“. Nach einer kleinen Prozession, an der auch der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung, Dr. Ralf Brauksiepe, und der Inspekteur der Streitkräftebasis, Vizeadmiral Manfred Nielson, teilnehmen, wird die Kerze an der Grotte aufgestellt.

Der Militärische Transportführer des Sonderzuges 2, Oberstleutnant Siegfried Czorny, trägt die Kerze bei der Prozession zur Grotte (Foto: L. Dirscherl)

Der Militärische Transportführer des Sonderzuges 2, Oberstleutnant Siegfried Czorny, trägt die Kerze bei der Prozession zur Grotte
(Foto: L. Dirscherl)

Hervorragende Arbeit des Internationalen Ordnungsdienstes

Gruppenbild Militärbischof Overbeck mit Angehörigen des Deutschen Anteils des Internationalen Ordnungsdienstes (Foto: L. Dirscherl)

Gruppenbild Militärbischof Overbeck mit Angehörigen des Deutschen Anteils des Internationalen Ordnungsdienstes
(Foto: L. Dirscherl)


Bischof Overbeck dankt den Soldatinnen und Soldaten des Deutschen Anteils am Internationalen Ordnungsdienstes (IOD) unter der Führung von Stabsfeldwebel Anton Kappl aus Pfreimd für die professionelle Arbeit während der Internationalen Soldatenwallfahrt. Auftrag ist es, die französischen Sicherheitskräfte bei die offiziellen Gottesdienste und Veranstaltungen zu unterstützen, um so für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. Dazu sind die Soldaten mit blauen Armbinden mit der Aufschrift „PMI Lourdes“ gekennzeichnet. Das Militärpfarramt Weiden in der Oberpfalz stellt seit langer Zeit Personal, hauptsächlich vom Panzerbataillon 104 aus Pfreimd und Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach für diese Tätigkeit ab. Auch der stellvertretende Landrat des Landkreises Schwandorf, der Pfreimder Altbürgermeister Arnold Kimmerl (ÖDP), macht sich ein Bild von der Arbeit „seiner“ Soldaten und spricht ihnen Lob und Anerkennung aus.
Stabsfeldwebel Kappl, Militärbischof Overbeck und der stellv. Landrat von Schwandorf Kimmerl mit Frau (Foto: L. Dirscherl)

Stabsfeldwebel Kappl, Militärbischof Overbeck und der stellv. Landrat von Schwandorf Kimmerl mit Frau
(Foto: L. Dirscherl)

Taufe durch Bischof Overbeck

Getauft: Frau Oberleutnant Christina Zipp (Foto: L. Dirscherl)

Getauft: Frau Oberleutnant Christina Zipp
(Foto: L. Dirscherl)


Der zweite Tag in Lourdes beginnt erneut mit einem Pontifikalamt. Dieses Mal wird der Gottesdienst von Militärbischof und Bischof von Essen, Dr. Franz-Josef Overbeck, unter freiem Himmel im Zeltlager gefeiert. Für drei Soldatinnen der drei Teilstreitkräfte ist dieser Gottesdienst etwas ganz besonderes. Frau Oberleutnant Christina Zipp (Heer) empfängt von Bischof Overbeck das Sakrament der Taufe. Anschließend wird sie zusammen mit Frau Stabsbootsmann Ingrid Bernemann, die zum katholischen Glauben konvertiert ist, und mit Frau Obergefreiter (Luftwaffe) Cassandra Tiefau gefirmt.

Internationale Eröffnungsfeier

Draußen ist es bereits dunkel geworden, als in der unterirdischen Basilika Pius X. die internationale Eröffnungsfeier beginnt. Nach Angaben des Pilgerbüros nehmen insgesamt 10.620 Militärangehörige aus 37 Nationen teil. Am weitesten angereist ist eine Gruppe von den Philippinen. Viele afrikanische Nationen sind darunter z.B. Kongo oder Madagaskar. Beachtenswert finde ich, dass Delegationen aus der Ukraine und Mali vertreten sind, um für den Frieden in ihren Ländern und auf der Welt zu beten. So verliert die Internationale Soldatenwallfahrt seit 1958 nichts an Aktualität.

Bei dem Einmarsch der Kranken folgen am Ende Soldaten der US-Streitkräfte. Ich erkenne einen Captain des 2nd Cavalry Regiments aus Vilseck. Diese Einheit ist der älteste Kampfverband der US-Army und hat seit 10 Jahren eine Patenschaft mit der Panzerbrigade 12. Ein anderer amerikanischer Soldat trägt das Abzeichen der 173rd Infantry Brigade Combat Team (Airborne), einer Luftlandebrigade, die ebenfalls mit Teilen in der Oberpfalz stationiert ist und schmerzliche Kampferfahrung im Irak und Afghanistan gesammelt hat.

Das Logo der 56. Internationalen Soldatenwallfahrt, das auf der Leinwand im Bild zu sehen ist, trägt jeder Teilnehmer als Pilgerabzeichen.

Altar der Basilika Pius X. (Foto: KMBA/C. Lux)

Altar der Basilika Pius X. (Foto: KMBA/C. Lux)


Die Atmosphäre in der Basilika, verstärkt durch die Betonbauweise, hat etwas von einem Fußballstadion. Viele schwenken Fahnen, stimmen spontan Lieder an und jubeln beim Einmarsch ihrer Truppen- oder Nationalfahnen.

Wallfahrt nach Bartrès

Nachmittags stehen drei Wallfahrten auf dem dichten Programm zur Auswahl: Eine auf den Spuren der hl. Bernadette durch Lourdes, eine nach Bartrès und eine auf den Berg Pic du Jer. Da ich schon einmal auf dem Pic du Jer war, entscheide ich mir für die Fußwallfahrt in das sechs Kilometer entfernte Bartrès. Dort hat Bernadette einige Zeit bei ihren Verwandten verbracht. Auf den Weg dorthin können wir bei schönstem Wetter die herrliche Aussicht genießen und die schneebedeckten Höhenzüge der Pyrenäen sehen.

Auf dem Weg nach Bartrès  (Foto: L. Dirscherl)

Auf dem Weg nach Bartrès
(Foto: L. Dirscherl)


Mit in der deutschen Pilgergruppe ist eine französische Soldatin, die an der Deutsch-Französischen Ausbildungseinrichtung „Tiger“ in Faßberg stationiert ist. Dort wird das technisch-logistische Personal beider Nation für diesen Hubschrauber ausgebildet. Sie war noch nie in Lourdes und nimmt nun über die Bundeswehr bzw. die deutsche Militärseelsorge die Möglichkeit wahr.

Deutschsprachiger Gottesdienst an der Grotte

Die internationalen Zelebranten an der Grotte in Lourdes (Foto: L. Dirscherl)

Die internationalen Zelebranten an der Grotte in Lourdes (Foto: L. Dirscherl)


Am Freitagmorgen findet an der Grotte ein gemeinsamer Gottesdienst von Schweizern, Österreichern und Deutschen statt. Hauptzelebrant ist der österreichische Militärbischof Christian Werner. Militärgeneralvikar Reinhold Bartmann hält eine ausführliche Predigt ausgehend von der Osterbotschaft und dem zweifelnden Thomas über die Jahrestage 100 bzw. 75 Jahre Beginn von I. bzw. II. Weltkrieg hin zu 25 Jahre Mauerfall und Öffnung des Eisernen Vorhangs. Musikalisch umrahmt die Militärmusik Tirol das Pontifikalamt.
Für erwähnenswert halte ich einen besonderen Konzelebranten, den ehemaligen deutschen Militärbischof Walter Mixa. Nähere Informationen über seinen Aufenthalt in Lourdes liegen mir aber nicht vor.
Der ehem. deutsche Militärbischof Walter Mixa, links dahinter der österreichische Militärbischof Christian Werner (Foto: L. Dirscherl)

Der ehem. deutsche Militärbischof Walter Mixa, links dahinter der österreichische Militärbischof Christian Werner (Foto: L. Dirscherl)